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Neues vom MWC 2018: Android Go veröffentlicht, 5G kommt

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Nach dem MWC wirft App Annie einen Blick auf die wichtigsten Themen für den App-Markt.

Vom Samsung Galaxy S9 bis zur von HMD Global präsentierten Neuauflage des Nokia 8810 (auch als Bananen-Handy bekannt) wurden die Schlagzeilen um den Mobile World Congress (MWC) 2018 von Hardware dominiert.

Die angekündigten Hardware-Neuerungen sind zwar interessant, allerdings suchte man in diesem Jahr vergeblich nach ähnlichen Performance-Steigerungen, wie sie in den vergangenen Jahren präsentiert wurden. Dies liegt größtenteils daran, dass Smartphones inzwischen im Allgemeinen wesentlich leistungsstärker und funktionsreicher sind, wodurch sich ihre Nutzungsdauer verlängert hat. Das Interesse und der Anreiz bezüglich eines Wechsels zu einem neueren Modell sind geringer, wenn das vorhandene Smartphone noch mehr als gut ist.

Doch trotz des gedämpften Interesses der Fachpresse am MWC war auch in den diesjährigen Ankündigungen eine Reihe eindeutiger Themen auszumachen. Wir sind der Meinung, dass sie alle eine interessante Geschichte darüber erzählen, wie sich das Smartphone in den kommenden Jahren entwickeln wird.

Android Go wird das Wachstum in den neuen Märkten beschleunigen

Das auf der letztjährigen Google I/O angekündigte Android Go ist eine offizielle Adaption von Android Oreo für Smartphones mit bis zu 1 GB Speicher. Es bietet „Lite“-Versionen wichtiger Apps, die auf leistungsschwächerer Hardware ausgeführt werden können, insgesamt weniger Bandbreite benötigen und weniger Speicherplatz auf dem Smartphone belegen.

Auf dem MWC 2018 wurde eine Reihe neuer, preisgünstiger Geräte mit Android Go präsentiert, z. B. das Nokia 1, das ZTE Tempo Go und das Alcatel 1X, die alle in den nächsten Monaten auf den Markt kommen sollen und deren Preis bei etwa 100 USD liegen soll.

Am meisten wird sich Android Go allerdings auf die neuen Märkte auswirken, was wiederum wesentlichen Einfluss auf die globale Smartphone-Landschaft haben kann. Wie bereits in unserem Rückblick auf 2017 erwähnt, tragen diese Märkte wesentlich zu gestiegenen App-Downloadzahlen bei.

Die meisten der Top-Länder nach Downloads gehören in gewisser Hinsicht zu den neuen Märkten. Sie befinden sich in einer Phase des rapiden Downloadwachstums bzw. haben diese vor kurzem verzeichnet, was zu einer gestiegenen Nachfrage nach Smartphones sowie zu neuen Benutzern führt, die mit Apps experimentieren. Da die Smartphone-Durchdringung weiter zunimmt und diese Märkte reifen, gehen wir davon aus, dass sie Märkten wie Japan und den USA in eine Phase schnell zunehmender Nutzerinteraktionen und mobiler Ausgaben folgen werden.

In Ländern, in denen große Teile der Bevölkerung bisher nicht über ein Smartphone verfügen, kann eine preiswerte Alternative, die dennoch ein hochwertiges mobiles Erlebnis bietet, ein wichtiges Sprungbrett sein. YouTube, Facebook und LinkedIn verfügen jeweils über eine Light-Version ihrer App, optimiert für Verbraucheranforderungen in Regionen, in denen Datentarife und Infrastruktur weniger gut entwickelt sind als in reifen Märkten. Wo selbst die Downloadgröße einer App ihre Erstnutzung verhindern kann, werden die bezahlbaren, leistungsstarken Smartphones mit Android Go diesen Wandel hin zu einer verstärkten Smartphone-Nutzung unter Umständen wesentlich beschleunigen.

Tatsächlich präsentierten beim diesjährigen MWC mehrere Hersteller Android Go-Geräte, die speziell für die neuen Märkte entwickelt wurden. Beispiele:

  • In Indien, das nach der Markteinführung subventionierter Datenpakete im September 2016 einen enormen Zuwachs der App-Nutzung verzeichnen konnte, kommen in Kürze die Smartphones Lava Z50 und Micromax Bharat Go auf den Markt.
  • General Mobile veröffentlicht in der Türkei in Kürze das GM8 Go.
  • Transsion veröffentlicht unter seinen Smartphone-Marken TECNO, itel, Infinix und Spice Modelle für Afrika, einen Mobile-First-Markt mit enormem Potenzial.

Dank Android Go ist es gut möglich, dass auf diesen großen Märkten noch schnelleres Wachstum zu verzeichnen sein wird als bisher erwartet.

5G ist endlich da

Beim diesjährigen MWC gab es eine Reihe wichtiger Ankündigungen zur Veröffentlichung von 5G, dem nächsten großen Update für Mobilnetze. Ericsson erklärte 5G für einsatzbereit und kündigte an, gemeinsam mit 38 Partnern weltweit an Tests sowie der kommerziellen Bereitstellung von 5G zu arbeiten. Das Unternehmen plant, in einigen Märkten 2018 zu starten, weitere sollen 2019 und 2020 folgen. Und auch T-Mobile plant in diesem Jahr die Einführung von 5G in 30 US-amerikanischen Städten.

Dies ist die nahtlose Fortsetzung diverser 5G-Ankündigungen in der jüngeren Vergangenheit, unter anderem von AT&T und Verizon, South Korea Telecom (SKT), China Mobile, Ofcom in Großbritannien und Three in Irland.

Die 5G-Technologie verspricht geringe Latenz sowie Geschwindigkeiten im Gigabit-Bereich. Die logische Folge sind bessere, schnellere Verbindungen für Smartphone-Nutzer. Dadurch würde beispielsweise eine bessere Performance bei Online-Spielen oder schnelleres und qualitativ hochwertigeres Streaming von Musik und Videos möglich. Allerdings ist die Bedeutung von 5G grundlegender. Unsere Nachfrage nach mobilen Daten steigt von Jahr zu Jahr deutlich.

Noch dazu wird unser Bedarf an mobilen Daten immer schneller zunehmen. Es wird erwartet, dass im Jahr 2020 20 Milliarden vernetzte Geräte existieren. Im Jahr 2017 waren es noch nur 8 Milliarden. Gleichzeitig kommen immer mehr Technologien auf den Markt, die eine hohe Bandbreite benötigen, wie AR und VR, vernetzte Autos und eine breite Palette industrieller Nutzungsvarianten.

5G wird dadurch mehr als nur eine Bonusfunktion sein und unerlässlich für Kunden, Unternehmen und Netzbetreiber werden.

Allerdings gilt es, diese Ankündigungen mit Vorsicht zu betrachten, da – zumindest im Verbrauchermarkt – einige wesentliche Faktoren die Geschwindigkeit der 5G-Akzeptanz beeinflussen werden.

Zunächst einmal ist bisher keine 5G-kompatible Smartphone-Hardware verfügbar. Huawei hat beim MWC gerade seinen ersten 5G-Chip angekündigt, Qualcomm rechnet nicht damit, dass 5G-Smartphones vor frühestens 2019 zu erwerben sein werden, und AT&T und Verizon planen sogar, im kommenden Jahr WLAN-Hotspots mit 5G-Unterstützung anzubieten, um so die Lücke bis zur größeren Verbreitung von 5G-fähigen Geräten zu schließen.

Der zweite einschränkende Faktor ist die Verbraucherakzeptanz. Wie bei vielen neuen Technologien (und wie dies auch bei 1G bis 4G der Fall war) wird 5G zunächst ein Nischen-Angebot sein. Es wird dauern, bis die Marktdurchdringung zunimmt. Ericsson erwartet, dass es im Jahr 2023 eine Milliarde 5G-Abonnenten geben wird. Dies ist zwar eine hohe Zahl, sie entspricht aber dennoch gerade einmal gut 10 % aller Abonnenten.

5G ist also zwar eine extrem interessante Entwicklung, es wird aber einige Zeit dauern, bis sie sich spürbar auf den App-Markt auswirkt. Und doch sind wir den 5G-fähigen fliegenden Drohnentaxis wieder einen Schritt näher.

Augmented Reality verzeichnet weiterhin höhere Akzeptanzquoten

Diese Ankündigung stammt zwar nicht direkt vom MWC, Google hat jedoch in den vergangenen Tagen ebenfalls angekündigt, dass sein Augmented-Reality-System, ARCore, die Betaphase verlassen hat. Das bisher nur auf Pixel-Smartphones nutzbare ARCore ist jetzt auf diversen modernen Android-Geräten verfügbar.

ARCore ist eine Plattform, mit der Entwickler bei der Entwicklung von Augmented-Reality-Erlebnissen Gerätesensoren nutzen können. Gemeinsam mit ARKit von Apple, AR Studio von Facebook sowie ähnlichen Produkten der chinesischen Marktgiganten Alibaba, Baidu und Tencent bietet sich Entwicklern, die an AR interessiert sind, jetzt ein solides Fundament für ihre Arbeit.

Allerdings war der von vielen vorhergesagte AR-Boom bisher nicht zu beobachten. In den USA waren im Oktober 2017 auf iPhones etwa 1 Million App-Downloads im Zusammenhang mit AR zu verzeichnen. Insgesamt wurden in den USA im selben Monat allein auf iPhones 450 Millionen Downloads verzeichnet.

Zwar handelt es sich um eine faszinierende Technologie, Entwickler sind aber nach wie vor auf der Suche nach überzeugenden AR-Erlebnissen, die auch ergonomisch sinnvoll sind (sich das Smartphone über lange Zeit vor die Augen zu halten, kann unbequem sein). Zwar steigerte die Veröffentlichung von Pokémon GO im Jahr 2016 die Beliebtheit von AR, und die bevorstehende Veröffentlichung eines AR-Smartphone-Spiels zu Harry Potter von Ninantic wird diesen Erfolg vermutlich fortsetzen. Aber noch warten wir darauf, dass diese Art von Erfolg breiter gefächert ist.

AR befindet sich insgesamt noch ganz am Anfang der Marktreife. Der MWC 2018 lässt jedoch vermuten, dass die Technologie langsam Fuß fassen wird. Es gab eine Reihe interessanter Ankündigungen, die zu einer deutlich gesteigerten Akzeptanz in diesem Jahr führen könnten.

Wir gehen davon aus, dass AR-Technologie sich in den kommenden Jahren stärker verbreiten und nützlicher werden wird, und der MWC 2018 war in dieser Hinsicht ein wichtiger Meilenstein. Allerdings ist noch ein gutes Stück des Weges zu gehen.

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2018 M03 6

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